Der Begriff Selbstbewusstsein wurde zuerst in der Philosophie definiert und fand in den Theorien der großen Philosphen Anwendung. So ­verstand beispielsweise Kant unter Selbstbewusstsein die Fähigkeit des Individuums seiner selbst bewusst zu werden. Selbstbewusstsein bildet sich durch Selbstbeobachtung und Reflexion aus, der über sich selbst Nachdenkende ist hierbei gleichzeitig das Subjekt und das Objekt in diesem Prozess.

Der in der Philosophie erstmals verwendete Begriff Selbstbewussteins wurde sehr bald von anderen Fachdisziplinen wie der Soziologie, der Geschichtswissenschaft und der Psychologie adaptiert und sein Definitionsrahmen erweitert und angepasst.

Der Begriff Selbstbewusstsein in der Soziologie
Selbstbewusstsein und somit eine Identität sowie die Fähigkeit zum Denken kann der Mensch nur innerhalb und mittels sozialer Beziehungen erwerben. Daraus folgt, dass das Individuum und die Gesellschaft als miteinander verwoben und sich gegenseitig bedingend zu betrachten sind. So kann sich die Persönlichkeit des Einzelnen nur in der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft oder der gesellschaftlichen Gruppe entwickeln, die zur Integration in die Gemeinschaft und zur Ausbildung einer einheitlichen Identität, also zu Selbstbewusstsein führt.

Der Begriff Selbstbewusstsein in der Geschichtswissenschaft
In der Geschichtswissenschaft wird der Begriff des kollektiven Gruppenselbstbewusstseins benutzt. Eingeführt wurde er von Hegel, der ihn erstmals in seinem Werk "Die Philosophie der Geschichte" als Ergebnis eines Entwicklungsprozesses von Völkern und ihren verschiedenen Zivilisationsstufen beschrieb. Das kollektive Selbstbewusstsein wird hier als Vorstufe der Vernunft angesehen.

Der Begriff Selbstbewusstsein in der Psychologie
Dem Begriff Selbstbewusstsein kommt in der Psychologie ein hoher Stellenwert zu. Die allgemeine Psychologie beschäftigt sich mit grundlegenden psychischen Funktionsbereichen wie etwa Kognition, Wahrnehmung, Lernen, Aufmerksamkeit, Motivation, Problemlösungsstrategien, Bewusstsein und Selbstbewusstsein. Die Persönlichkeitspsychologie befasst sich mit den individuellen Unterschieden, die bei Individuen zu beobachten sind. Die Sozialpsychologie schließlich erforscht die Auswirkungen sozialer Interaktion auf die Gefühle, Gedanken und Verhalten des Einzelnen.

Grundlagen der Ausbildung von Selbstbewusstsein
Selbstbewusstsein bildet sich zum einen durch aktive innere Denkprozesse heraus, als deren Ergebnis die Erkenntnis des eigenen Selbst, der eigenen Persönlichkeit steht. Zum anderen kann auch die Persönlichkeitseinschätzung anderer Personen zur Erkenntnis und Definition des Individuums führen.

Selbstbewusstsein meint jedoch nicht nur Selbsterkenntnis, sondern auch etwas wie Vertrauen und Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten und ein daraus sich ableitendes Sicherheitsgefühl, das sich in Optimismus, Angstfreiheit und Sorglosigkeit den eigenen Zukunftsaussichten gegenüber ausdrückt. Die Basis für ein gesundes Selbstbewusstsein wird vor allem in der Kindheit gelegt. So wird es einem Kind, das in seinen Aktionen und Interaktionen Lob und Anerkennung erfährt, ermöglicht, ein positives Selbstbild aufzubauen. Darüber hinaus wird es viel eher als ein Kind, das keine oder kaum positive Verstärkung erhält, wahrscheinlich optimistischer an gestellte Aufgaben gehen, und eher kreativ an Lösungsmöglichkeiten für neue Herausforderungen herangehen. So können äußere Faktoren, wie etwa die Zuwendung und Anerkennung durch die Familie, durch Erzieher oder Lehrer das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen nachhaltig prägen.
Erlebt ein Kind sich immer wieder als kompetent, um bestimmte Anforderungen zu bewältigen, wird es dies als positive Bestätigung seiner selbst verinnerlichen und kann sich so zu einer selbstbewussten und starken Persönlichkeit entwickeln.

Selbstbewusstsein und Selbstwert
Selbstbewusstsein und Selbstwert werden häufig synonym verwendet. Unter beiden versteht die Psychologie die Bewertung, die man über sich selbst abgibt oder den Eindruck, den man von sich selbst hat. Diese individuelle Einschätzung ist ein Gradmesser für das Selbstwertgefühl, die Selbstachtung und ­das Selbstbewusstseins. Sie kann sich auf die Persönlichkeit und die Fähigkeiten des Individuums beziehen, auf Erlebtes in der Vergangenheit oder auf das Selbstempfinden.
Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl bilden sich aus den Anforderungen, denen sich ein Individuum gegenübersieht und den subjektiven Fähigkeiten, diesen Anforderungen Rechnung zu tragen. Sind die gestellten Aufgaben vereinbar mit den vorhandenen Fähigkeiten, kann eine positive Bilanz gezogen werden, die das Selbstbewusstsein stärkt. Dies führt wiederum dazu, dass bei neuen Herausforderungen vermutlich die Einstellung vorherrschen wird, dass die Aufgabe zu bewältigen ist, was eine tatsächlicher Vorteil bei der Meisterung der Situation sein kann.

Unangemessenes Selbstbewusstsein
Das Selbstbewusstsein ist auch davon abhängig, wie hoch die Befähigung eines Individuums für bestimmte Tätigkeiten ist. Auch Variablen wie Emotionen (beispielsweise Trauer, Wut, Eifersucht) haben Einfluss auf das Selbstbewusstsein. Individuen können situativ oder aber auch ständig ein unangemessenes Selbstbewusstsein zeigen. Das kann sowohl zu einem zu geringen als auch zu einem übersteigerten Selbstbewusstsein führen. Solche Fehleinschätzungen basieren auf individuellen Einstellungen. So kann beispielsweise ein zu geringes Selbstbewusstsein durch Vorprägung und Vorerfahrung bestehen, das in einer aktuellen Situation aber zu unnötigen Bedenken und Empfindungen führt. Andererseits kann ein zu großes Selbstbewusstsein negative Bewertungen anderer Personen begünstigen. So kann ein zu großes Selbstbewusstsein sich auch in Überheblichkeit zeigen, was Ablehnung und Antipathie bei anderen Menschen auslöst.

Selbstbewusstsein im gesellschaftlichen Kontext
Neben den Faktoren, die zur Ausbildung eines gesunden Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls befähigen, ist ein eigenverantwortliches Leben, das sich an Zielen ausrichtet, als solide Basis zu nennen. Ein bewusstes Leben, die positive Bewertung der eigenen Persönlichkeit und die persönliche Integrität sind weitere günstige Determinanten. Menschen leben im Austausch mit anderen Menschen innerhalb einer Gesellschaft, und so sind ihre Interaktionen eingebettet in diesen Kontext, jedoch ist ein authentisches Selbstbewusstsein weniger abhängig von den Urteilen der Mitmenschen, als ein zu geringes und ein übersteigertes Selbstbewusstsein.

Zum Thema Selbstbewusstein finden Sie weitere Informationen auf Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstbewusstsein